Wie merke ich, ob jemand psychisch erkrankt ist?
Psychische Erkrankungen gehören neben Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter. Jeder Zweite bis Dritte ist im Verlauf seines Lebens einmal psychisch krank. Es ist darum sehr gut möglich, dass jemand in Ihrem Umfeld unter einer psychischen Krankheit leidet.
Symptome psychischer Belastungen
Als Laie ist es natürlich sehr schwierig, genau festzustellen, ob jemand psychisch erkrankt ist oder nicht. Dazu braucht es unbedingt eine Fachperson. Auch gibt es die unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen, die begleitet sind von vollkommen verschiedenen Symptomen. Eine Person, die auffällig oft sehr aufgedreht und euphorisch ist, kann genauso psychisch krank sein wie jemand, der müde, kraftlos und erschöpft ist.
Hinweise auf eine mögliche psychische Belastung können jegliche länger andauernden Gefühle und Verhaltensweisen sein, die es der betroffenen Person schwierig bis unmöglich machen, ihre täglichen Lebensaufgaben zu bewältigen. Zu den häufigsten psychischen Krankheiten zählen Depression, Sucht und Ängste. Menschen, die unter einer dieser Belastungen leiden, zeigen oft Verhaltensweisen wie:
- Können trotz bleierner Müdigkeit nicht ein- oder durchschlafen – wachen morgens früh auf und ihre Gedanken kreisen unaufhaltsam um Bedrückendes.
- Fühlen sich körperlich vollkommen erschöpft und energielos. Ziehen sich zurück.
- Können sich an nichts mehr freuen.
- Sind sehr gereizt und aggressiv. Manchmal rasten sie wegen Kleinigkeiten aus.
- Haben abrupte Gefühls- und Stimmungswechsel – von Entspannung zu Anspannung, von Zuneigung zu Ablehnung.
- Nehmen ihre Verantwortung für die Kinderbetreuung und Arbeiten im Haushalt nicht mehr befriedigend wahr.
- Meiden Situationen – finden immer wieder neue Ausreden, warum sie sich einer bestimmten Situation nicht aussetzen.
- Trinken übermässig viel Alkohol, sind von Tabletten oder anderen Suchtmitteln abhängig.
Wahrnehmungen von Nachbarn, Freunden und Partner
Als Nachbar fällt Ihnen möglicherweise auf, dass sie der Mutter kaum mehr im Treppenhaus oder vor dem Haus begegnen, dass die Waschmaschine nicht nach Plan benutzt wird oder dass ein berufstätiger Vater seit längerem nicht mehr zur Arbeit gegangen ist. Womöglich stellen Sie fest, dass die Kinder häufig von der Grossmutter betreut werden, dass diese für die Familie einkaufen geht, die Gartenarbeit erledigt. Oder Sie hören bei Ihrer Nachbarsfamilie häufig Streit und Geschrei.
Als Freund der Familie bemerken Sie vielleicht, dass sie die Familie sehr selten sehen – Anrufe und Textnachrichten bleiben unbeantwortet, Einladungen werden ständig ausgeschlagen. Wenn Sie zu Besuch sind, mag Ihnen die Stimmung befremdlich vorkommen, möglicherweise stellen Sie Wesensveränderungen bei der Mutter oder dem Vater fest – ein übertriebenes Sauberkeitsbedürfnis, ständige Traurigkeit oder der Glaube, hinter jeder Ecke lauere eine Gefahr.
Als Partner einer psychisch belasteten Person stellen Sie noch viel mehr fest und haben womöglich das Gefühl, mit einer vollkommen veränderten Person zusammenzuleben. Der Haushalt hängt fast komplett an Ihnen? Ihre Partnerin klagt ständig über starke Kopf- oder Rückenschmerzen? Ihr Partner benimmt sich seltsam – kontrolliert fünfmal, ob die Haustüre zugesperrt ist? Sein Benehmen ist Ihnen peinlich, sie finden es vollkommen daneben? Sie können sich nicht mehr auf Ihre Partnerin verlassen, sie verhält sich unberechenbar?
All dies können Hinweise auf eine psychische Erkrankung sein.
Was kann ich tun?
Es ist verständlich, wenn Sie sich Fragen stellen, ja sogar Sorgen machen, sollte jemand in Ihrem Umfeld oder gar Ihre Partnerin, Ihr Partner solche und ähnliche Symptome zeigt. Nehmen Sie Ihre Wahrnehmungen und Beobachtungen unbedingt ernst und lassen Sie sich nicht von anderen einreden, es sei doch alles halb so schlimm oder es gehe Sie nichts an, was zum Beispiel bei Ihren Nachbarn los sei. Sie können sich in dieser Situation selber Rat holen und es gibt für Sie auch Möglichkeiten, den betroffenen Kindern und der erkrankten Person zu helfen. Dabei haben Sie als Partnerin, Partner der betroffenen Person andere Möglichkeiten, zu helfen, als Freunde oder Nachbarn.