Zugang zu Unterstützung
Manchmal nehmen Eltern keine Hilfe in Anspruch, weil sie sich nicht als psychisch erkrankt wahrnehmen und die Defizite in der Betreuung der Kinder verleugnen. Viele Eltern sind sich aber der Probleme in der Familie und der Bedürfnisse ihrer Kinder bewusst. Sie scheuen sich aber, Hilfe zu suchen, weil sie befürchten, dass ihnen mit Vorbehalten und Stigmatisierung begegnet wird. Aus Scham und vor allem aus Angst, die Kinder zu verlieren, verschweigen die Eltern im Kontakt mit Fachpersonen ihre Schwierigkeiten und die benötigte Hilfe bleibt aus. So verschlimmern sich familiäre Probleme oder eskalieren sogar, was letztlich dazu führt, dass die Kinder nicht in der Familie bleiben können.
Auch Vorerfahrungen mit professioneller Hilfe, kulturell oder biografisch geprägte Erwartungen und mangelnde Sprachkenntnisse haben Einfluss darauf, ob, wann und wie die Eltern Unterstützung suchen. Oft fühlen sie sich hilf- und orientierungslos angesichts der für sie unklaren Zuständigkeiten verschiedener Stellen und Fachleute.
Welche Unterstützung brauchen die Eltern?
Im Hinblick auf die psychische Erkrankung ist eine fachgerechte Behandlung (psychiatrisch, psychotherapeutisch) wichtig. Viele betroffene Eltern sind überlastet, deshalb ist praktische Hilfe im Alltag – sei es bezüglich Haushalt, Kinderbetreuung oder finanziell – oft die Voraussetzung dafür, sich auf eine solche Behandlung einzulassen. Erst wenn der Alltag ein bisschen „Raum zum Atmen“ lässt, sind Ressourcen da, um sich über das eigene Befinden und mögliche Zukunftsperspektiven Gedanken zu machen, oder überhaupt regelmässig Termine wahrzunehmen.
Viele Eltern wünschen sich zudem Unterstützung in der Erziehung. Oft ist auch die Paarbeziehung durch die Erkrankung belastet. Die nicht-erkrankten Elternteile geraten durch die zusätzliche Verantwortung an die Grenze ihrer Kräfte und benötigen ebenfalls Unterstützung. Paar- oder Familientherapie und -beratung können hier helfen, die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern – zwischen dem Elternpaar und zwischen Eltern und Kindern – zu verbessern und zu fördern.
Psychisch erkrankte Eltern und ihre Familien sind im Lauf der Zeit mit einer oft erheblichen Anzahl wechselnder Fachpersonen konfrontiert. Die langfristige Verfügbarkeit der gleichen Fachperson, die einen Beziehungsaufbau ermöglicht und gegenseitiges Vertrauen entstehen lässt, trägt wesentlich dazu bei, dass Hilfe gelingt.