Was beschäftigt Sie?

Sie können seit längerem nicht mehr richtig schlafen – oder Sie schlafen ungewöhnlich viel? Sie sind öfters müde, niedergeschlagen und kraftlos?
Sie haben manchmal das Gefühl, so mit sich selbst beschäftigt zu sein, dass Sie am Leben Ihrer Kinder nicht teilhaben können? Sie verspüren oft den Drang, Alkohol zu trinken? Sie haben starke Stimmungsschwankungen und Sie schreien deswegen Ihre Kinder häufig wegen Kleinigkeiten an?

Es ist möglich, dass Sie psychisch belastet oder psychisch krank sind. Das kann zu schwierigen Situationen führen, weil Sie von Ihren Gefühlen übersteuert werden und diese im Moment nicht mehr kontrollieren können.
Sie sind damit nicht allein!
Psychische Erkrankungen gehören neben Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter. Jeder Zweite bis Dritte ist im Verlauf seines Lebens einmal psychisch krank. Hier finden Sie Antworten auf Ihre Fragen rund um das Leben als psychisch belastete Mutter oder psychisch belasteter Vater.

Es ist schwierig zu beurteilen, ob und ab wann eine Person psychisch krank ist. Alle Menschen fühlen sich ab und zu traurig, ängstlich, gereizt oder energielos. Doch wenn Ihre Belastung bereits mehrere Wochen andauert und Sie sich in der Bewältigung Ihres Alltags beeinträchtigt fühlen, ist eine Psychotherapie empfehlenswert. Je früher Sie Hilfe bekommen, umso schneller werden Sie wieder gesund.

Ob Sie an einer psychischen Erkrankung leiden, müssen nicht Sie beurteilen. Dies ist die Aufgabe von ausgebildeten Fachpersonen, die Sie beraten und gegebenenfalls an die richtige Stelle weiterverweisen können, Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder an eine Psychiaterin oder einen Psychologen.

Psychisch krank werden kann jede und jeder, und oft gibt es dafür nicht nur einen Grund.
Unsere psychische Gesundheit wird von mehreren Faktoren gleichzeitig beeinflusst, zum Beispiel von unserem Selbstvertrauen oder von unserer Fähigkeit, schwierige Situationen zu ertragen. Doch auch unsere momentane Lebens-, Wohn- und Arbeitssituation, unsere persönlichen Beziehungen und auch unsere biologische Veranlagung und frühere Lebenserfahrungen können unsere psychische Gesundheit beeinflussen.
Weshalb Sie persönlich psychisch krank sind, kann keine Website beantworten. Dies ist die Aufgabe einer Fachperson. Denn auch wenn vielfältige Faktoren auf unsere Psyche wirken, bestehen gute Chancen, psychische Krankheiten zu heilen.

Psychische Erkrankungen sind behandelbar und oft auch heilbar. So unterschiedlich die Gründe für eine psychische Krankheit sind, so unterschiedlich sind die Heilungsprozesse. Einige Menschen erkranken nur einmal in ihrem Leben psychisch. Andere Betroffene werden immer wieder von der Krankheit eingeholt. Nicht selten lernen diese Betroffenen mit ihrer Krankheit umzugehen, und es gelingt ihnen trotz ihres erhöhten Risikos, zukünftige Herausforderungen zu bewältigen.

Manchmal genügt für den Heilungsprozess eine einmalige Hilfeleistung; manchmal benötigen Menschen eine langjährige Begleitung und Behandlung. Einigen Menschen kann auch mit Medikamenten geholfen werden. Grundsätzlich gilt: Je früher eine psychische Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto grösser ist die Chance, dass die Behandlung erfolgreich ist. Deshalb ist es für Ihre Gesundheit hilfreich, wenn Sie bei einem Verdacht frühzeitig eine Fachperson kontaktieren.

Ja! Viele psychisch stark belastete oder erkrankte Eltern fühlen sich zwar mit der eigenen familiären Situation überfordert. Sie können aber – mit der individuell richtigen Unterstützung – trotz psychischer Belastung oder Erkrankung eine gute Mutter oder ein guter Vater sein. Geben Sie Ihren Kindern, so gut es Ihnen möglich ist, Halt und bleiben Sie mit ihnen im Kontakt. Sprechen Sie mit Ihrer Familie offen über Ihre Erkrankung und über belastende Situationen, so dass Sie gemeinsam an der Genesung arbeiten können.
Wenn Sie Tipps dazu möchten, wie Sie ein solches Gespräch in Gang bringen können, melden Sie sich bei uns.

Sie können trotz Ihrer psychischen Belastung eine gute Mutter oder ein guter Vater sein. Suchen Sie sich Unterstützung und nehmen Sie Hilfe von Nachbarn, Verwandten, Bekannten oder Fachpersonen an, damit die Bedürfnisse Ihrer Kinder weiterhin erfüllt werden können.
Viele psychisch erkrankte Eltern haben Angst, man nehme ihnen die Kinder weg. Doch Kinder werden nicht grundlos weggenommen. Dafür muss das Wohlergehen des Kindes ernsthaft gefährdet sein. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) trifft bei jeder Meldung umfassende Abklärungen. Viele Familien empfinden – nach anfänglichen Vorbehalten – die Unterstützung durch die KESB als hilfreich und entlastend. Und: Der sogenannte «Obhutsentzug», mit dem die KESB oft fast ausschliesslich in Verbindung gebracht wird, passiert in den seltensten Fällen und dann oft auch nur vorübergehend. Diese Massnahme ist die letzte Option, wenn der Kindeswohlgefährdung nicht mit anderen Mitteln begegnet werden kann.

Zu allererst: Es gibt Hilfe bei psychischen Belastungen! Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Hilfe Sie benötigen, denn jede Familie, jede/r Betroffene braucht etwas anderes:
• Hilft es Ihnen, mit Menschen, denen es ähnlich geht, über Ihre Belastungen zu sprechen? Um zu erfahren, wie andere mit der Problematik umgehen und wie sie sich helfen?
• Benötigen Sie das Gespräch in Ihrer Familie oder in Ihrem Bekanntenkreis, um sich Hilfe zu organisieren, Verständnis zu schaffen und Rat für Ihre Situation zu erhalten?
• Brauchen Sie einfach etwas Freizeit, Ruhe oder Ausgelassenheit, um sich von den Alltagsstrapazen zu erholen und mit neuer Energie Ihre Belastungen anzugehen?
• Ist professionelle Hilfe bei Ihnen angezeigt? Brauchen Sie ärztliche oder psychiatrische Unterstützung?
• Ist allenfalls ein Klinikaufenthalt notwendig?
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Krankheit und die Symptome verstehen und sich Hilfe holen!
Vielleicht möchten Sie sich mit einer Fachperson (Hausärztin oder Hausarzt, Psychiater:in, Psycholog:in) über Ihre Erkrankung austauschen und erkennen, wie Ihnen und Ihrer Familie geholfen werden kann.

Hilfe finden

Selbsthilfegruppen können hilfreich sein für das Verständnis der eigenen Situation. Sie helfen, die eigenen Gefühle einzuordnen, und Sie verstehen dadurch, dass Sie nicht allein mit dem Problem sind. Lösungswege werden aufgezeigt und man kann sich gegenseitig stärken und zur Seite stehen. Bei Selbsthilfe Schweiz finden Sie Gruppen zu verschiedenen Themen in Ihrer Nähe.
Unsere Peerberaterinnen haben ebenfalls persönliche Erfahrung als psychisch belastetes Elternteil und beantworten Ihnen gerne Ihre Frage in unserer anonymen E-Beratung.
Wenn Sie lieber mit jemandem sprechen möchten, berät sie unsere Peerberaterin Rea Iseli auch telefonisch oder vor Ort in Winterthur. Rufen Sie uns an, um einen Termin zu vereinbaren.

Beziehen Sie Ihre Familie in Ihre Welt ein, bleiben Sie in Kontakt, auch wenn es Ihnen schwerfallen sollte! Ihre Angehörigen möchten an Ihrem Leben teilhaben und wissen, wie es Ihnen geht. So können Missverständnisse und unnötige Schuldzuweisungen aus dem Weg geräumt werden. Sprechen Sie unbedingt auch mit Ihren Kindern über Ihre Erkrankung! Egal wie alt Ihre Kinder sind – sagen Sie ihnen offen, dass Sie krank sind, dass die Kinder Ihre Gemütslage nicht beeinflussen können und dass Sie sich mit der Hilfe von anderen Erwachsenen darum kümmern werden, dass es wieder besser wird.

Sprechen Sie direkt an, dass es Ihnen nicht gut geht. Vergleichen Sie die Krankheit mit einer starken Grippe oder einem schlimmen Beinbruch, nur dass eine psychische Krankheit nicht den Körper betrifft, sondern die Gedanken und Gefühle durcheinanderbringt. Erklären Sie ihm, wie sich das genau zeigt: vielleicht sind Sie mit den Gedanken oft woanders, sind ständig müde oder werden schnell wütend. Fragen Sie Ihr Kind – je nach Alter – auch nach seinen eigenen Gedanken und Gefühlen in dieser Situation. Und erklären Sie ihm, dass es mit seinem Verhalten Ihre Krankheit nicht beeinflussen kann – weder zum Guten noch zum Schlechten. Wichtig für Ihr Kind ist es auch, dass Sie ihm aufzeigen, dass Sie etwas dafür tun, damit die Krankheit wieder besser wird.
Manche Eltern nehmen Bilderbücher zu Hilfe – oder schauen sich mit ihren älteren Kindern ab 12 Jahren einen unserer Kurzfilme zum Thema an.

Am besten kommunizieren Sie offen mit dem Kind über Ihre Krankheit und wie sie den Familienalltag beeinflusst. Fragen Sie nach, wie es dem Kind geht, ob es Fragen hat, ob die Situation schwierig ist und was genau besonders schwierig ist. Oft beschäftigen das Kind ganz andere Dinge, als Sie das als Mutter oder Vater vermuten. Wenn Sie so im Kontakt mit Ihrem Kind bleiben, werden Sie bestimmt auch Veränderungen feststellen und merken, wenn das Kind unter der Situation leidet und zusätzliche Unterstützung braucht.